BioCar Geschichte und Geschichten                                                           Teil 55/Dez.08

VW meint- Aus Volt werden Kilometer

In diesen Tagen leuchtet von vielen Plakatwänden eine 9V Batterie mit einer Zapfpistole dran. Was in der Werbung ganz schnell geht, ist in der Realität schon schwerer. Vor einigen Jahren gab es eine ähnlich schiefe Werbekampagne von RWE, wo ein Autofahrer voll Stolz Wasser mit einem Gartenschlauch in den Tank seines AUDI TT füllt. Was die Werbung uns da vermitteln will, sind Visionen. Visionen brauchen aber eine Basis in der Wirklichkeit. Ohne diese Basis gilt der JUSO-Spruch unseres Ex-Bundeskanzlers Schröder- „Wer Visionen hat, muss zum Arzt.“

Im Konflikt mit den Naturgesetzen
Naturgesetze lassen sich nicht ausschalten. Der Mensch als Anwender von technischen Lösungen und als Bestandteil der belebten Natur tut gut daran, sich nicht gegen die Naturgesetze zu stellen.  Die Menschheit hat am Beginn des 21 Jahrhunderts ein Problem mit der Beschaffung der Energiemengen, die für den westlichen Lebensstil erforderlich sind. Wenn diese Energiemengen aus fossiler Energie stammen, kommt das Problem Klimagas CO2 dazu. Mit beiden Bildern aus der Werbung wird ein Lösungsansatz nur vorgegaukelt. Ernsthafte Beobachter müssen sich gegen diese Taschenspielertricks wehren. Weder durch Elektro-Autos noch durch Wasserstoff-Autos wird der Kern des Energieproblems getroffen. Eine Batterie ist keine Energiequelle und ein Wasserstofftank ist es auch nicht. Hinter beiden Formen der Energiespeicherung muss eine akzeptable Primärenergiequelle bestehen. Wie unsicher die Energiequellen der Welt sind, zeigt die sog. „Autokrise“.
Es sei daran erinnert, dass der Niedergang der Autohersteller in den USA mit dem Ansteigen des Rohölpreises auf 150 Dollar begann. Es ist schlichtweg unbegreiflich, warum sich ein ganzer Industriezweig auf einen Rohstoff stützen mag, der zum größten Teil aus dem „feindlichen“ Ausland kommt. (hierzu den 4. Offenen Brief an A.Opel) Wir stehen vor dem Paradoxon, dass kein Staat mit einer nennenswerten Autoproduktion über das notwendige Rohöl verfügt. Elektrizität als Energiequelle wird nur aus AKWs in den nötigen Mengen zu beschaffen sein. Darauf bauen die Energiekonzerne, ohne das bekannt zu machen. Der Bereich alternative Energie, also Wasser, Sonne, Wind, Biomasse ist entweder schon ausgereizt (Wasser), nur mir stark steigenden Aufwendungen zu realisieren (Wind) oder stößt auf massiven Widerstand der Verbraucher wegen der Korrelation zur Lebensmittelherstellung. Bleibt Sonnenlicht als Stromquelle, aber ein Reihenhausdach reicht nicht, um mit dem Auto täglich zur Arbeit zu fahren. So sieht es auf der Beschaffungsebene aus.
Wir müssen also zunächst und sofort mit der vorhandenen Energie sparsamer umgehen. 

Das Märchen vom umweltfreundlichen Elektroauto

Jede Energieumwandlung vernichtet Energie. Gerade bei der Produktion von Elektrizität aus fossiler Energie oder im AKW ist der Verlust extrem. Praktisch lässt sich 1 Tonne Kohle nur zu einem Drittel in Strom umwandeln, der große Rest verlässt das Kraftwerk ungenutzt als Wärme und als Schadgas CO2. Auch das AKW produziert überwiegend Wärme, die ungenutzt Flüsse und die Lufthülle aufheizt. Deshalb ist die Anzeigenwerbung der Konzerne „Millionen KW Strom, Null CO2“ so unverschämt dumm. Atomkraftwerke heizen das Weltklima direkt auf, ohne den Umweg Klimagas. Die Batterien eines Elektroautos an der heimischen Steckdose aufzuladen, wie suggeriert wird, ist Energieverschwendung und alles andere als umweltfreundlich. Auf der Strecke vom Wärmekraftwerk zur Autobatterie sind mehr als 75% der ursprünglich eingesetzten Energiemenge nutzlos verloren gegangen, das meiste in Form von Wärme. Allein die Übertragungsverluste ab Kraftwerk über viele Transformatorstationen bis zu den paar Volt Gleichstrom im Auto sind mit mindestens 10% anzusetzen. Noch schlimmer beim Wasserstoffauto, egal als Brennstoffzellen-Modell oder als Wärmekraftmaschine.  Egal wie die Primärenergiequelle aussieht, im Gastank des Autos kommen höchsten 5% der ursprünglich eingesetzten Energiemenge an, der Rest ist futsch, verloren als Transformationverlust oder direkt als Gas, denn Wasserstofftanks lassen sich nicht verschließen. (Nachzulesen unter Allg. Infos bei BioCar) Niemals kann eine solche Verschwendung von teurer Primärenergie ökonomisch und ökologisch sinnvoll sein. 

Die Schattenseiten der Marktwirtschaft

Warum also das Schmierentheater der Konzerne? Weiße Salbe auf die Nerven der Verbraucher!  Die Politiker, denen es  in der Regel an Sachkunde fehlt, sonnen sich im Ideenreichtum der Werbestrategen. Die Werbeleute kümmern sich aber nicht um die Realisierbarkeit ihrer Ideen, in der Welt der Werbung ist der Knalleffekt das Ziel. Alle großen Autohersteller haben auch Konzepte für Elektroautos in der Schublade. Nachdem das herkömmliche Automobil als Umweltschädling stigmatisiert ist, wird das „umweltfreundliche“ Elektroauto aus dem Hut gezaubert. Natürlich wird das E-Mobil bald schon das Produkt der Begierde, dafür wird die Werbung schon sorgen. Neue Produkte braucht der Markt. Noch bevor Erdöl wirklich knapp ist, soll der  Verbraucher sich vorstellen können, das Ende des Erdölzeitalters wäre für ihn als Autofahrer kein Problem, weil er dann mit dem neuen Produkt Elektroauto weitermachen kann wie gehabt. Wenn aber Millionen E-Mobile die Straßen frequentieren, dann wird Strom knapp und teuer. Dann braucht man neue (Atom)Kraftwerke, die nach den Regeln der Marktwirtschaft vom Verbraucher bezahlt werden. In unserer Art zu wirtschaften muss alles Geld kosten, alles wird zur Ware, egal ob es ersetzbar ist oder nicht. Die Erdölvorräte der Welt sind schon bald komplett zu Geld gemacht, ersetzbar sind sie nicht. Was kommt als nächstes dran?

 

Wasserstoff als Ware

Heute wird das Gas Wasserstoff leicht und einfach aus Erdgas gewonnen. Niemand, der vernünftig wirtschaften muss, wird Wasserstoffgas aus dem scheinbar unendlichen Vorrat der Meere gewinnen wollen. Kurz gesagt ist der Energieaufwand viel größer als der Energiegewinn. (Siehe Allg. Infos, Wasserstoff) Wenn demnächst Wasser in großem Umfang in seine Gase zerlegt wird, dann mit dem Geld der dumm gemachten Verbraucher.
Aber es gibt einen noch viel wichtigeren, weil überlebenswichtigen Aspekt. Wasser in seine Bestandteile spalten ist gleichbedeutend mit Wasservernichtung. An allen Gliedern der Aufbereitungskette entweicht das Gas Wasserstoff und verschwindet unaufhaltsam und unersetzbar im Weltall. Wie viel Wasser unseres blauen Planeten darf der Mensch in Geld verwandeln, wie viel Wasser darf er vernichten?
 
Wirkliche Lösungen auf dem Energiesektor sind längst vorgestellt worden, Treibstoffe aus der Natur sind bei planvollem Vorgehen die einzig dauerhafte Antwort. Aber gerade eben noch wird die Biokraftstoffschiene mit Absicht durch eine neue Steuer zerstört. Ein Schelm, der dahinter Lobbyarbeit vermutet.  

Georg Lohmann, Dez.2008

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Copyright G.Lohmann - Letzte Änderung 16.12.2008