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BioCar Geschichte und Geschichten - Teil 43
Weltpremiere Rapsölbus
Alle großen Weichenstellungen in der
technisierten Welt haben mal klein angefangen. Auch wenn heute im Jahr 2005 der
Glaube an die Kreativität von Teams größer ist als das Vertrauen in die
Fantasie des Einzelnen, die richtungsweisenden Ideen sind Kopfgeburten von
Einzelkämpfern. Nicht immer haben die Pioniere erleben dürfen, dass sich ihre
Ideen verbreiten. Vielfach wurden die Erfinder und Entdecker ausgelacht und
bekämpft. Wenn heute kaum eine Frau im Kindbett sterben muss, so lässt sich
das auf die Beobachtungen des Arztes Semmelweis zurückführen. Sobald ihm klar
wurde, dass die Ärzte in den Gebärhäusern durch ihr steinzeitliches
Verständnis von Hygiene die Ursache für das tausendfache Sterben junger
Mütter waren, hat er seine ganze Kraft für die Einführung einer
lebenserhaltenden Neuerung eingesetzt. Semmelweis hat verlangt, dass sich die
Ärzte zwischen jeder Behandlung die Hände waschen. Das hat man ihm übel
genommen. Letztlich war den Ärzten das Wissen unerträglich, dass sie mit ihren
ungewaschenen Händen tausendfach Leben zerstören und nicht selbst darauf
gekommen sind. Semmelweis wurde also nicht geehrt für seine Entdeckung, sondern
von seinen Arztkollegen für verrückt erklärt und ist im Irrenhaus gestorben.
Auch Rudolf Diesel hat´s nicht ganz leicht gehabt in seiner Zeit. Für seine
Grundidee, seinen hochverdichtenden Motor mit Kohlenstaub zu betreiben, fand er
keine Geldgeber. Für die zweitbeste Lösung, Petroleum (Lampenöl) hatte er
auch nach 3 Jahren mühsamer Fortschritte nicht die wirklich passende technische
Antwort. Unter ständigem Zeitdruck stehend, von seinen 10 Jahren Patentschutz
waren bis zum ersten wirklich funktionsfähigen Motor schon 3 Jahre verbraucht,
konnte er halbfertige und mangelhafte Umsetzung seiner Ideen nicht verhindern.
Obwohl es ihm gelang, mit dem Verkauf von Nutzungsrechten Millionär zu werden,
war er am Ende seines Lebens bankrott. Verschlissen von nervenaufreibenden
Streitereien und hastigen Reisen von einem Krisenort zum nächsten sprang er
zwischen Dover und Calais vom Schiff. Zu Lebzeiten hätte er Unterstützung
gebraucht, das heißt auch Anerkennung seiner Leistung. Dazu war die Technikwelt
in Deutschland nicht bereit. Aus Neid? Aus Blindheit? Zum Millionär gemacht hat
Rudolf Diesel der amerikanische Brauereigigant Busch. Erst 10 Jahre nach dem Tod
von Diesel wurden seine Ideen in Deutschland wieder belebt und weiterentwickelt.
Große Menschen werfen lange Schatten, da wollen die Kleingeister nicht
drinstehen und warten lieber, bis die Riesen weg sind. Das ist heute nicht
anders. Ludwig Elsbett hat ein halbes Jahrhundert Motorideen ausgebrütet und
bleibende Impulse in der Motorenentwicklung hinterlassen. Sein Konzept
Pflanzenölmotor hätte den Lauf der Welt geändert, wenn er breiter
unterstützt worden wäre. In den vergangenen 30 Jahren hätten alle Kriege ums
Erdöl nicht stattgefunden. Die Billionen Petrodollars, die heute in Arabien
lagern, hätten weltweit zum Aufbau einer besseren Infrastruktur genutzt werden
können. Tausende Menschen wären nicht in Kriegen ums Öl gestorben, wir
hätten eine bessere Welt. Niemand mag um Dinge streiten, die leicht zu ersetzen
sind. Erdöl ist als Treibstoff leicht ersetzbar. Wie allgemein bekannt, ist
Ludwig Elsbett mit seinem Konzept untergegangen, zu wenige mochten dem Visionär
folgen. Er wollte zuviel zu falschen Zeit.
Christof Bühler, der Inhaber eines Busunternehmens im kleinen Ort Wilhelmsdorf
bei Ravensburg, hätte wohl auch heute noch keinen Pflanzenölbus, wenn dazu ein
eigener Pflanzenölmotor notwendig wäre. Es ist wirklich viel verlangt, einen
millionenfach gebauten, intakten und bewährten Motor auszubauen, um ihn durch
einen wenig erprobten und viel teureren Spezialmotor zu ersetzen. Es erfordert
eben vergleichsweise wenig Pioniergeist, einen vorhandenen Motor mit zwei
Treibstoffen zu fahren. Man kann mit einer Zweitankanlage vorsichtig und
schrittweise vorgehen, man kann mit niedrigstem Risiko experimentieren und
dennoch zugleich mit einem Pflanzenölbus arbeiten und Geld verdienen. Anders
geht es nicht in einem Privatunternehmen, das bei groben Fehlern gnadenlos
absäuft. Das BioCar - Konzept mit den 2 Tanks ohne jede Motorveränderung
reines Pflanzenöl zu verfahren hat Christof Bühler überzeugt.
Ich erinnere mich gut an meinen ersten Besuch bei Bühler im Frühjahr 2000, als
er mir schon mal den vorgesehenen Ersatzmotor zeigte, falls das Experiment
schief geht. Das hat mich schmunzeln lassen. Echte Pioniere sehen auch das
Risiko und bereiten sich entsprechend vor. Nur Dummköpfe springen kopfüber in
trübes Wasser. Wenige Tage nach meinem Besuch in Wilhelmsdorf lief RAPSI 1.
Inzwischen hat die Firma Bühler 24 Busse und auch Fremdfahrzeuge auf das
BioCar-2-Tanksystem umgerüstet. Christof Bühler rüstet jetzt, im Frühjahr
2005, wieder einen fabrikneuen Bus mit modernster Pumpe/Düse Technik auf den
Betrieb mit reinem Pflanzenöl um. Das Warten auf den Ablauf der
Herstellergarantie wäre geradezu geschäftschädigend. Auch nach 5 Jahren und
Millionen Kilometern mit Salatöl im Tank gibt es keinen Motorschaden im
Pflanzenölbetrieb. Derzeit tankt die Fa. Bühler Pflanzenöl, das 35 Cent
billiger war als das Diesel zur gleichen Zeit. Das macht pro angelieferten
Tankzug etwa 9000 Euro Einsparung. Hier zahlt sich Pioniergeist unmittelbar aus.
Das ist die praktische Seite. Daneben hat Christof Bühler Fahrzeuggeschichte
geschrieben. Selbst wenn nun eines Tages ein anderes Unternehmen mit einer der
vielen Varianten des BioCar-2-Tank-Konzeptes mit mehr Fahrzeugen an Bühler
vorbeizieht- oben auf dem Treppchen steht immer nur einer.
Siehe auch download Bühler-Prospekt
Fortsetzung folgt
Copyright G.Lohmann - Letzte Änderung 27.08.2007