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BioCar Geschichte und Geschichten - Teil 33
ARD und ZDF
Anfang 1998 erschien unter "Verschiedenes" in der Südd. Zeitung eine
zweizeilige Anzeige von mir mit dem Text: Pflanzenöl statt Diesel, wir
rüsten Dieselfahrzeuge um. Wie so oft bei diesen nebensächlichen Rubriken,
erwarten weder der Auftraggeber der Zeilen noch der Leser irgendetwas
Weltbewegendes. Ich kann mich auch nicht mehr erinnern, wie viele Leser
angerufen haben. Aber an einen Anruf kann ich mich sehr gut erinnern. Da
war Hans Dieter Wolf am Rohr, ein grauhaariger alter Fuchs im
Mediengeschäft. Er war über meine Zeilen gestolpert und erinnerte sich,
dass er zehn Jahre zuvor einen Film über die Arbeit von Ludwig Elsbett
gedreht hatte. Recht schnell war ihm klar, dass ich das gleiche Ziel wie
Elsbett anstrebe aber auf einem anderen Weg. Die Sache mit dem Altfett von
McDonalds gefiel ihm besonders und er kündigte mir an, einen kleinen Film
über meine Versuche zu drehen. Wenig später, im Februar 1998, rückte das
Filmteam an und begann mit seiner Arbeit. Unter dem Arbeitstitel "Neues aus
Altfett" entstand in wenigen Tagen ein hübsches Portrait und eine Sendung
mit enormer Hebelwirkung. Der Beitrag wurde im März 98 im Mittagsmagazin
der ARD in ganz Deutschland gesendet. Mit einem Schlag wurde ein paar
hunderttausend Fernsehzuschauern gezeigt, wie man ohne großen technischen
Aufwand Dieselkraftstoff durch bessere und billigere Energieträger ersetzen
kann. Dieser Film wurde danach in Ausschnitten in einem Dutzend anderen
Sendern ausgestrahlt. Am Tag nach der Sendung im ARD war schon das nächste
Filmteam vor meiner Werkstatt, diesmal RTL.
Im Film zu sehen sind einige Schlüsselszenen, zu denen es lange Geschichten
zu erzählen gäbe. Zum Beispiel hätte H.D.Wolf gerne gedreht, wie ich bei
einer McD-Filiale zum Tanken vorfahre. Aber die Konzernleitung blockte ab.
Dort verband man die Substanz "Altfett" mit den Gedanken an Abfall und
Hinterhofeindrücke. Dass man hier etwas durchaus Positives vermitteln
könnte, z.B. die uneigennützige Förderung einer Umweltinitiative, konnten
sich die Berater um den Abteilungsleiter Dr.Rau nicht vorstellen. Auch beim
Mitbewerber BurgerKing bekam H.D.Wolf eine Abfuhr. Zuletzt fuhren wir dann
zum Dreh zum Mühlenbäck gleich um die Ecke, wo ich schon seit Jahren das
Backfett abholte und verfuhr. (Übrigens war deren Fett blütenrein und
eigentlich zu schade zum Verfahren. Aber noch besser als Seife daraus zu
sieden)
Eine andere Szene wurde vor den BMW-Türmen gedreht. H.D.Wolf nötigte zwei
Ingenieure des Hauses vor der Kamera zu einem Statement, das aber wegen der
fürchterlichen Schieflage nicht in den Film eingebaut wurde. Auf Wolfs
Frage, was die Herren und BMW vom Ersatz des Dieseltreibstoffs durch
biogene Alternativen wie im vorgeführten Beispiel halten, bekam man ein
schönes Beispiel aus der Abteilung Wasserkopf zu hören. BMW beschäftigt
sich nur mit Projekten, von denen sich letztlich mindestens 50 000
Einheiten pro Jahr verkaufen lassen. Der Dieselmotor sei eine Nische bei
BMW und der Antrieb mit dem -Sonnenenergieträger biogene Treibstoffe- sei
die Nische von der Nische. Und überhaupt ist ja auch Erdöl durch die Kraft
der Sonne entstanden. Da waren wir aber baff.
Heute, im Jahr 2003, bemüht sich BMW krampfhaft und verspätet mit
gewaltigen Dieselmotoren in ihrer Luxusklasse einen Fuß in die Tür zu
bekommen. Solche Fehlleistungen kommen aus Abteilungen, wo man Visionen für
eine Krankheit hält.
Ganz gut wird im Film geklärt, was denn nun an meiner Variante so neu ist.
Es ist die Bausatz-Idee. Mit wenigen Bauteilen in einem Postpaket lässt
sich für jedermann ein vorhandenes Dieselfahrzeug ein gutes Stück wegführen
von der Nabelschnur
-fossile Treibstoffe-. Bis zu diesem Film war Tausenden nur bekannt, dass
man Motoren auf Pflanzenöl umbauen kann. Das ist es, was Elsbett vorgemacht
hat und seine Nachfolger noch tun. Dass der Einstieg in die Nutzung der Öle
und Fette aus der Natur auch ganz einfach sein kann, war nun bewiesen und
vorgeführt.
Naheliegend war, dass auch die Arbeit von Prof.Sagerer und seinem Team in
dem Beitrag gewürdigt wurde.
Dieser Film hat ein kleines Beben ausgelöst. Plötzlich waren auch die
Zeitschriften rund ums Auto wieder an dem Thema -Nachwachsende Treibstoffe-
interessiert. Allein die Beiträge von Wolfgang Blaube in der AutoBild
wurden von Millionen Lesern begeistert verfolgt, was Waschkörbe voller
Leserbriefe belegten. In der Folge wurden auch die altehrwürdigen Umrüster
wieder genannt und jeder, genau wie die ganze Pflanzenölszene, hatte seinen
Nutzen von der Wiederbelebung des Themas.
Ein halbes Jahr später legte der Reporter Franz Fitzke vom ZDF mit dem Film
-Kraftstoff vom Acker- in dem mein bescheidener Beitrag auf einer Höhe mit
Elsbett, dem Pionier in Sachen Pflanzenöl genannt wird, noch einen drauf.
Dieser Infoschub in Sachen biogene Treibstoffe hat Tausende in Deutschland
und der Welt angeregt, sich erstmals oder wieder mit dem Thema zu befassen.
Endlich war der Einstieg einfach geworden. Wenn man darauf verzichtet, mit
den schwer entflammbaren Alternativen auch zu starten, kann sich nun jeder
geschickte Bastler jedes Dieselfahrzeug zum Bio-Auto aufrüsten.
Es gibt nichts Gutes, es sei denn man tut es.
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Wir zitieren mit Genehmigung des Autors: H.D. Wolf |
Fortsetzung folgt
Übersicht BioCar StoryCopyright G.Lohmann - Letzte Änderung 12.3.2003