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BioCar Geschichte und Geschichten - Teil 26

Weltpremieren

Meine bescheidene Finanzausstattung erlaubt mir keine großen Fortschritte. Auch bin ich als Einzelkämpfer mit den Anhängseln der Hardware "BioCar-Bausatz" gut ausgelastet. So erfordert jede Patent- oder Gebrauchsmusteranmeldung tagelanges Vorarbeiten, Recherchieren, Schreiben, Zeichnen. Da ich einen Gewinnbetrieb fortführen muss (Prototypenbau), brauche ich Umsätze und Überschüsse. Ich muss also Werbung machen und mein Produkt auf Papier erklären. Alle Komponenten müssen gefertigt werden und die Zulieferer müssen mitmachen. Dazwischen braucht man auch mal Ruhe zum Nachdenken. Tüfteln ist für mich zuerst mal Nachdenken.

Diesen Begriff kennt jeder, aber er deckt sich nicht mit dem, was Tüftler tun. Tüftler sind Vordenker. Aber das klingt so unbescheiden für deutsche Ohren. Ende 1997 schrieb ich also die Urformen meiner Werbeheftchen. Die ersten Texte, ein paar Seiten nur, gingen zuvor an die Schlafmütze in der Fraunhofer-Gesellschaft. Zusammengeheftet und mit grünem Deckblatt beschrieb ich unter der Zeile "Bio -logisch autofahren" meinen Vorschlag zum Einstieg ins Autofahren mit Treibstoffen aus der Natur. Deutschlands erstes "Altfettauto" beweist, man kann Öle und Fette von Pflanze und Tier in herkömmlichen Motoren als Dieselersatz verwenden. Unter der Zeile "Sonnenkraftauto - wem soll das nützen" beschreibe ich, wie hier auf einfachste Weise ein Menschheitstraum in Erfüllung geht. Autofahren mit Sonnenenergie! Wie schwach kommen daneben die windigen Konstruktionen mit den Solarzellen auf dem Dach daher. Diese spinnenbeinigen Produkte sind wunderbare Beispiele für den menschlichen Erfindergeist. Aber was wirklich fehlt, ist das Bindeglied zwischen den abgehobenen Entwürfen von Ludwig Elsbett und seiner Mannschaft und den Fahrzeugen von jetzt und heute. Mit der Möglichkeit des Nachrüstens eines vorhandenen Dieselmotors mit einem vorgefertigten Bausatz und dem Verzicht, gleich mit schwer entflammbarem Sprit loszufahren, wird die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit geschlossen. Mit diesen Bausätzen kann jeder sein eigenes Dieselfahrzeug an einem Wochenende zum "Solarfahrzeug" machen. Und damit schafft er vielleicht wieder eine Weltpremiere. Denn mein erster Passat und die nachfolgenden Umbauten der ersten Zeit waren Unikate ohne Vorbild. Natürlich weiß ich, dass Zweitanksysteme an die hundert Jahre alt sind. Auch Ludwig Elbetts erste Daimler fuhren damit. Er aber war auf der Suche nach dem perfekten Dieselmotor und wollte den zweiten Tank schnell wieder loswerden. Ich war auf der Suche nach einer einfachen Problemlösung für den riesigen Bestand an konventionellen Dieselfahrzeugen. Jetzt musste niemand mehr darauf warten, dass endlich bezahlbare pflanzenöltaugliche Dieselmotoren gebaut werden. "Bezahlbar" setzt jedoch ein Massenprodukt voraus und heute 2002 gibt es Anzeichen dafür, dass diese Motoren nie gebaut werden. Denn die Motorenhersteller setzen, soweit bekannt, auch mit ihren neuesten Entwürfen wieder auf fossile Energien und bombastische Entwürfe. (Erdgas, Brennstoffzelle, Wasserstofftechnologie) Einfach ist am schwersten. An das Vorhandene noch etwas anhängen ist keine große Ingenieurleistung. Deshalb sind so viele Erfindungen unserer Zeit so kopflastig. Oft muss ich an das Ringen um die typisch deutsche Großtat Magnetschwebebahn denken. Möge sie nie im großen Stil gebaut werden. Damit dieser tonnenschwere Koloss angehoben wird und andauernd schwebt, braucht man irre Mengen an (Atom-) Energie für die Spulen Wer mal zwei Dauermagnet Ñverkehrtì aneinandergedrückt hat, hat sofort die Ahnung, dass es auch anders ginge. Im Herbst 1997 erfahre ich unerwartet Unterstützung durch einen Zweig des Bayr. Landwirtschaftsministeriums, genannt "CARMEN". Vielleicht hat mein Besuch in Rimpar bei Würzburg damit zu tun. Dort habe ich meinen Passat mal vorgeführt. Im Ergebnis stehe ich auf einer Liste der Pflanzenölumrüster ganz oben.


Blatt CARMEN 3/98

Was jeder Eingeweihte schon lang weiß, steht da ganz versteckt zwischen den Zeilen. Meine Mitbewerber bieten Umrüstungen für je einen Fahrzeughersteller und eine begrenzte Auswahl an Motoren an. Bei mir steht nur "verschiedene Fahrzeuge". Stattdessen hinzuschreiben "alle Fahrzeuge" wäre zu vermessen gewesen. Der Unterschied zwischen den Systemen wird aber schon erkennbar und die Beschränkung der beiden anderen Umrüster auf ein paar Motoren hat ihren Grund.

Fortsetzung folgt

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Copyright G.Lohmann - Letzte Änderung 26.11.2002