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BioCar Geschichte und Geschichten - Teil 19

Deutschlands erste Altfett-Tankstelle

Eigentlich verwendet McD reines Rapsöl in den Filialen in München. Das bekommen die Restos in Plastikbeuteln. Man ging damals langsam weg von den Fettriegeln, weil es immer wieder zu Verletzungen kam durch herumspritzendes heißes Fett. Dass nun das Altmaterial doch wieder mehr aus Fett besteht, liegt an den Pommes. Die sind vorfritiert mit gehärtetem Fett.  Mein Sprit war also eine Mischung aus Rapsöl und Fett. Ich benutzte nur das Altmaterial aus den Pommesfriteusen.  Hier ist am wenigsten Dreck drin und niemals tierische Fette. Gerade noch brauchbar ist das Zeug aus den Appelpie-Friteusen, aber der Dreck ist feiner und schlupft auch leichter durch den Filter.  Noch weniger brauchbar ist das FishMac Altpöl.  Neben der lästigen Panade-Brösel wird wohl auch Phosphor aus den Fischen eingetragen. Phosphor ist ein Motorölkiller. Gar nicht anfreunden konnte ich mich mit Cola und Pisse in den Fässern. Weil das Zeug am Boden lagert, saugt man es zuerst ab. Dann ist die Pumpe und der Filter versaut. Das Hosenbein hatte dann ausgelitten und die Wasserpumpe kann man ja ausleeren. Aber alles zusammen macht unnötig Arbeit und Verdruss.  Ich kann mir gut vorstellen, wie die Fasspisser sich amüsierten bei ihrem Akt. Mich wundert fast nichts, mich ärgerte nur der Zeitverlust. Einmal habe ich in einem Video einer Beobachtungskamera gesehen, wie ein Küchenangestellter in den Hamburger schnäuzt. Guten Appetit !

War alles sauber umgepumpt, musste erst mal jeder cm Schlauch mit Pressluft ausgeblasen werden. Danach wurden die Schläuche und die Pumpe so gelagert, dass sich kein Fettpfropfen bilden konnte. Zum Betanken meiner Autos wurde dann die Pumpe an das Lagerfass angeschlossen und mein 5 Meter langer Tankschlauch. Als Zapfpistole kam eine Gartenwasserspritze von Gardena zum Einsatz. Auch dieser Schlauch musste in der kalten Jahreszeit gut ausgeblasen werden, sonst lief nix beim nächsten Tankvorgang. Bis ich diese Prozedur im Griff hatte, ging gut Zeit ins Land. Die Fettpfropfen kriegt man übrigens am schnellsten mit einer Wanne heißes Wasser wiederflott. Im Auto-Fetttank wird der Sprit ja auch über Nacht immer hart und mit dem heißen Kühlwasser wieder flüssig. Interessant ist hier das Fließverhalten von Krapfenfett. Nobel-Bäckereien verwenden Palmkernfett und das plätschert in erwärmtem Zustand so dünnflüssig wie Wasser. Krapfenfett, das in der Faschingszeit tonnenweise anfällt, ist wegen dieser Eigenschaft und seiner Sauberkeit, ein prima Treibstoff. Hier muss ich den ÑMühlenbäckì mal loben, wo später dann der ARD-Film von H.D.Wolf gedreht wurde. Deren Altfett war so sauber, dass ich in den 2 Monaten Faschingszeit den Filter nicht wechseln musste. Durchaus üblich, wenn auch nicht ganz so edel, ist das verbacken des Krapfenfettes in anderen Backwaren. Aber so was kommt den Mühlenbäckern nicht in den Sinn. Das Überangebot von Bäckerfett in der Faschingszeit lagerte ich in einem beheizbaren Fetttank mit 1100 Liter, außen prima mit dicken Styroplatten isoliert. Da drin blieb das Fett ohne zuheizen 14 Tage pumpbar.


Großer Lagertank

Die Altfett-Tankstelle hat mir viel Freude bereitet,  der Zeitaufwand wurde mir aber doch zu groß. Besonders im Winter ist der Zeit-und Energieaufwand nicht zu unterschätzen. Jeder Liter Sprit muss aufgewärmt werden oder warm gelagert sein. Weil mein Input an Altmaterial immer größer wurde, begann ich Öl und Fett zu trennen. Gelagert wurde nur, wenn sofort pumpbar war,  der Rest ging zum Entsorger. Der tauschte mir mein festes Fett in flüssige Ware aus vielen Quellen.

Fortsetzung folgt

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Copyright G.Lohmann - Letzte Änderung 29.8.2002