Elektrizität speichern mit Luft Georg Lohmann 81545 München Lohmann@biocar.de
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Das Problem
Unsere derzeitige Versorgung mit elektrischem Strom aus funktioniert nur solange
problemlos, wie Erzeugung und Abnahme der Energiemengen nicht weit voneinander
abweichen. Der Grund hierfür ist das Fehlen von ausreichender Speichermöglichkeit
für elektrische Energie. Im
nennenswerten Umfang kann über-schüssige Elektrizität nur über den Umweg
Pumpspeicherwerk gelagert werden. Diese Technik ist sicher und bewährt,
allerdings mit vier herausragenden Mängeln behaftet. Erstens ist die Aufnahmemöglichkeit
der Wasserbehälter strikt begrenzt, zweitens ist die Einrichtung der
Wasserbecken naturgemäß mit einem großen Flächenverbrauch verbunden,
drittens ist die Einrichtung dieser Anlagen nur in wenigen Landschaften mit den
passenden Oberflächenstrukturen möglich und letztendlich durch den Bau von
riesigen Tunnels und Kavernen sehr teuer. Zusammenbrüche des
Stromverteilernetzes in unserem Land und anderen Ländern haben die
Notwendigkeit von zusätzlichen Speichermöglichkeiten klar vor Augen geführt.
Einerseits muss beim Ausfall von herkömmlichen Kraftwerken sofort Ersatz für
die dann fehlende Energie beschafft werden, andererseits muss die nicht zum
Verbraucher gelangende Energie ebenso schnell zu den freien Lagermöglichkeiten
gelenkt werden. Ist das nicht in Minuten möglich, kommt es zu Notabschaltungen
von Kraftwerken mit nicht unerheblichen Risiken und Kosten. Gelingt das
Weiterleiten in fremde Netze nicht, dann stehen bei uns praktisch nur die
Pumpspeicherwerke offen, deren Becken noch aufnahmefähig sind. Eine Erweiterung
der vorhandenen Speichermöglichkeiten für Elektrizität ohne die genannten
Nachteile wäre ein großer Vorteil aus ökologischer und ökonomischer Sicht.
Neue
Speichermöglichkeiten
Die Lufthülle der Erde bietet eine weitere Möglichkeit, ein praktisch
unbegrenzt vorhandenes Medium als Vehikel zur Energiespeicherung zu nutzen. Im Gegensatz zu dem bereits eingesetzten Oberflächenwasser
steht die Atmosphäre an jedem Ort der Erdoberfläche zur Verfügung. Es wird
seit Beginn der Technikgeschichte komprimierte Luft in Druckbehältern als
Lagerort für Antriebsenergie verwendet. Die
nachfolgend beschriebene Technik geht über das bekannte weit hinaus, indem
verdichtete Luft in entsprechenden Behältern als Energiespeicher für die
Allgemeinheit eingeführt wird mit dem Ziel, die vorhandenen Speichermöglichkeiten
für Elektrizität ohne den bekannt großen technischen und finanziellen Aufwand
zu erweitern. Hierfür werden die bereits bekannten und verwendeten
Luftverdichter mit Hohlräumen unter der Erdoberfläche verbunden. Hier bieten
sich zunächst ausgebeutete Erdgaslagerstätten an. Dazu lassen sich aber bei
entsprechender Gestaltung der Gesteinsschichten künstlich solche Lagerstätten
schaffen. Als dritte Möglichkeit ist an die Lagerung von Druckgas unter der
Meeresoberfläche zu denken. Allen hier beschriebenen Lagermöglichkeiten ist
gemeinsam, enorme Mengen komprimierte Luft unter Druckverhältnissen zu lagern,
die an der Erdoberfläche nur mit viel größerem technischen Aufwand und viel
kleinerer Kapazität möglich ist. Erdgas ist in natürlichen Lagerstätten mit
einem Druck von bis zu mehreren hundert bar verdichtet. Luft lässt sich also an
der selben Lagerstätte mit dem gleichen Druck speichern. Werden die Möglichkeiten
der Speicherung unter der Meeresoberfläche genutzt, findet man Drücke in
gleicher Größenordung, abhängig von der Meerestiefe. In 3000 Meter Tiefe
unter der Meeresoberfläche herrscht ein ständiger Druck von 300 bar. Offene
oder geschlossenen Behälter in dieser Tiefe können also praktisch ohne Größenbegrenzung
Energie in Form von verdichteter Luft aufnehmen, ohne dass sie so dickwandig
sein müssen, wie an der Erdoberfläche. Auch die Zu- und Ableitungen der
Druckbehälter können unter den berechneten Arbeitsbedingungen dünnwandig
sein. Ihre Wandstärke errechnet sich ausschließlich aus der Menge der bewegten
Gasmengen. Selbst ein Gartenschlauch würde funktionieren, wenn die entnommene
Gasmenge nicht zu groß ist.
Vorteile
eines Luftspeichers
Luft lässt sich mit vorhandener Technik auf ein Vielfaches der für den Betrieb
von Pressluftmotoren notwendigen Druckes verdichten. Wird eine ehemalige
Erdgas-lagerstätte als Druckluftspeicher eingesetzt, entstehen vergleichsweise
geringe Kosten. Bekannterweise wird aus solchen Lagerstätten jahrelang Gas
entnommen. Genauso kann jahrelang Luft hineingepumpt und auch wieder entnommen
werden. Ein Oberflächenspeicher mit dieser Aufnahmefähigkeit ist nicht durchführbar.
Bei einem Wasserspeicher in Form offener Wasserbecken hat man immer mit
Wasserverlust zu rechnen. Ein Luftspeicher kennt keinen Verlust des
Speichermediums, es muss nicht mehr als ohnehin schon üblich gereinigt oder vor
grober Verunreinigung geschützt werden. Luft friert nicht ein und sie
verdunstet nicht. Luft steht, im Gegensatz zu Oberflächenwasser, auf jedem
Punkt der Erdoberfläche zur Verfügung.
Die bei der Arbeit der Kompressoren und bei der Dekompression der Speicherluft
anfallende Wärme oder Kälte kann am Ort ihrer Entstehung nutzbringend
verwertet werden. So ist
vorstellbar, dann verstärkt Luft zu verdichten, wenn die Abwärme zum Heizen
genutzt werden kann. Ebenso kann durch die gleichen Wärmetauscher beim Anwender
ein Gebäude oder eine Lagerhalle gekühlt werden. Hierdurch lassen sich die
unvermeidlichen Transformationsverluste nutzbringend reduzieren.
Die Gewinnung der Druckluft kann natürlich auch aus den sog. regenerativen
Energiequellen geschehen.
Kompressoren
statt Generatoren
Hier bieten sich die schon eingeführten
Windrotoren an. Wenn diese, statt wie gewöhnlich nur Elektrizität zu erzeugen,
fortan auch Pressluft erzeugen, dann lässt sich die Energie in der beschriebenen
Form möglicherweise schon am Entstehungsort speichern und abrufen. Daneben kann
die Pressluft mit längst bekannten Werkzeugen, Maschinen und auch Fahrzeugen
ohne Rückverwandlung in Elektrizität unmittelbar als Antriebsenergie
eingesetzt werden. Pressluftgetriebene Arbeitsmaschinen sind immer leichter als
gleichstarke Elektrogeräte und es
gehen auch weniger Unfallgefahren von ihnen aus, Pressluftgetriebene Fahrzeuge
haben bei dieser Art der Energiegewinnung keinerlei umweltschädliche
Emissionen, ihr Energieträger hat
bei einem „Leck“, bei einem Unfall oder Defekt, nicht die geringsten Folgen
für die Umwelt.
Georg Lohmann 26.10.2003